1. Einleitung

I really hate this damn machine,
I wish that they would sell it.
It never does quite what I want,
But only what I tell it.

Liedtext, zitiert in Shore,1985 1)

Unser Verhältnis zu Computern in der heutigen Zeit ist gespalten. Einerseits wollen und können wir auf dessen Einsatz nicht verzichten, andererseits sind wir der Meinung, daß Computersysteme nur geschaffen wurden, um uns den Tag zu verderben. Und das traurige dabei ist, je moderner die Computer werden, desto größer werden die Krisen die ich mit ihnen erleben kann. Die klingt eigentlich paradox, denn wer investiert schon Geld in etwas, das dann noch schlechter funktioniert als vorher?
Dazu möchte ich aber erst nochmals die Entwicklungsschritte in Erinnerung rufen, die uns dazu gebracht haben, den Computer so einzusetzen, daß das Thema Krisen in Computernetzen eigentlich für jeden aktuell ist. Schon Gottfried Wilhelm Leibnitz (1646-1716) war der Meinung: "Denn es ist eines ausgezeichneten Mannes nicht würdig, wertvolle Stunden wie ein Sklave im Keller der einfachen Rechnungen zu verbringen. Diese aufgaben könnten ohne Besorgnis abgegeben werden, wenn wir Maschinen hätten."
Die ersten Computer waren auch nichts weiteres als Rechenmaschinen, denen nach einer mehr oder minder schwierigen Eingabe der Rechenaufgabe ein richtiges Ergebnis lieferten. Kam ein falsches Ergebnis heraus lag es an einer falschen Eingabe oder der Rechner war kaputt. Mit dem Beginn der Booleschen Algebra
2) konnte man auch Aussagen mit dem Rechner verarbeiten und somit Prozesse nachbilden, die man mit Hilfe der Logik und der Mathematik formulieren konnte. Dies setzte allerdings ein enormes Fachwissen voraus, um ein Problem computergerecht zu formulieren. Auch hier waren Fehler noch zu eliminieren. Die Eingabe der Probleme waren auch Experten vorbehalten, die eine Arbeitsanweisung in die entsprechende logische Form umsetzten. Ich spreche absichtlich nicht vom programmieren. Dieser Ausdruck umfaßt nur einen kleinen Teil von der Arbeit ein Problem maschinengerecht umzusetzen.
Als der Computer als PC (Personal Computer) in das Wohnzimmer der Menschen Einzug hielt, war es angebracht auch den selbst am Umsetzungsprozeß einer Eingabe zu beteiligen. Das Ziel ist es, daß der Mensch sein Problem so "umgangssprachlich wie möglich in den Computer eingeben kann, und der Computer selbst eine (mehrere oder keine) Lösungsmöglichkeit findet. Dazu müssen aber alle, im Prinzip vorgegebenen Lösungswege dem Computer eingegeben werden, der sich für den logisch richtigen Weg entscheidet. Die sollte auch noch in einem vernünftigen Zeitrahmen geschehen. Wie schnell dann ein Computersystem in der Komplexität eines einzelnen Ablaufes steigen kann zeigt sich in folgendem Beispiel:

Die folgenden Zahlen zeige die möglichen Abläufe der Sequenz die man durch Potenzierung erhält.

Anzahl Befehle

Anzahl möglicher Abläufe

 
1 20 = 20
2 20*20 = 400
3 20*20*20 = 8000
4 20*20*20*20 = 160.000
5 20*20*20*20*20 = 3.200.000
6 20*20*20*20*20*20 = 64.000.000
7 20*20*20*20*20*20*20 = 1.280.000.000
8 20*20*20*20*20*20*20*20 = 25.600.000.000
9 20*20*20*20*20*20*20*20*20 = 512.000.000.000
10 20*20*20*20*20*20*20*20*20*20 = 10.240.000.000.000
  Gesamt: 10.778.947.368.420

Dieses Beispiel zeigt schon Ansatzweise, wodurch sich Krisen in Computersystemen vermehren, je vielfältiger dessen Funktionen werden. Um diese Probleme einzudämmen bedient man sich heutzutage mathematischer Modelle, um das System des Computers vorhersagbar zu machen oder um zu testen, ob es sich nach seinen Wünschen verhält. Dies ist sozusagen der Fluch und der Segen der Computer, die sich vor allem in einem Netzwerk ohne klare Systemgrenzen sehr natürlich und bisweilen für den Betrachter auch unlogisch verhalten, aber dafür auch eine dem Benutzer angepaßte Eingabesprache zuläßt.

Im meiner Seminararbeit betrachte ich zuerst die systemtechnische Seite von Computern, indem ich versuche darzustellen, warum sich der Computer allzu oft unlogisch logisch verhält.
Nun werden aber Computer auch von Menschen bedient, die also auch mit dem Computer interagieren. Also möchte ich das System auch auf die Beziehung Computer-Mensch und die Einbindung des Computers in Wirtschaftskreisläufen und Gesellschaften darstellen.
Das soziale Verhalten im Umgang mit Computern ist auch ein sehr interessantes Thema, in dem ich versuche darzustellen, wie sich alleine die Erwartungshaltung eines Menschen subjektiv oder auch objektiv das Verhalten des Computersystems beeinflussen kann.
Im Abschluß zeige ich einige Ansätze der Krisenbewältigung mit Computersystemen auf die eigentlich aus der Krankheitsbewältigung stammen. Ich hoffe durch die Darstellung der "sozialen Interaktion" neue Diskussionsansätze zu schaffen. Vielleicht ist es auch eine Bestätigung, daß ich nicht der einzige verrückte bin der meint, wenn ich an meinen Computer trete und mit ihm schimpfe er sich eher dazu bewegen läßt, mir die verschluckten Daten wiederzugeben.

© Matthias Marzinko 1997


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