2. Multimedia im Internet
2.1. Was ist Multimedia
Laut Lexikon ist Multimedia eine "Bezeichnung für die Verbindung von
Telekommunikation, Computertechnik und Unterhaltungselektronik". Allerdings
ist dies eine sehr theoretische und leider auch unzureichende Erklärung.
Multimedia ist vielmehr eine Kombination verschiedenster Darstellungsformen
(Medien), wie Bild, Ton und Text, zur Präsentation von Informationen.
In der heutigen Welt der Computer ist Multimedia zum Schlagwort für
die Kombination von Video, Bildern , Musik, Sprache und Text im Zusammenhang
mit Informationssystemen und Computerspielen geworden. Man denke sich heutzutage
z. B. ein Computerspiel, daß wie zu guten alten Commodore C 64 -
Zeiten nur aus Text auf dem Bildschirm bestand. So etwas würde sich
heute nicht mehr verkaufen. Heute müssen mindestens Zwischensequenzen
zwischen den einzelnen Spielabschnitten sein, und die Hintergrundmusik
muß CD-Qualität haben, ansonsten wird das Spiel ein Flop.
Ähnlich ist es mit Lexika auf CD-Rom. Ohne Bilder, oder Video-Einspielungen
wirkt der ansonsten sehr ausführliche text einfach zu trocken, um
interessant zu sein.
2.2. Was hat Multimedia mit dem Internet zu tun
Ähnlich wie oben beschrieben ist es auch mit dem Internet. Homepages,
die nur einfachen Text bieten sind kaum Anziehungspunkte im WWW. Allerdings
ist das auch gar nicht nötig, denn die Möglichkeiten sind durch
die für Homepages übliche "Programmiersprache" HTML (HyperText
Markup Language) nahezu unbegrenzt.
Darstellung von Grafiken, sowohl als Hintergrundbilder, als auch als
normale Bilder im Text sind ebenso möglich, wie nahezu jede beliebige
Datei auf der Homepage zur Verfügung zu stellen. Über sogenannte
PlugIns, das sind kleine Erweiterungen für den Web-Browser, werden
die verschiedensten Dateitypen angesprochen. So erlaubt z. B. erst ein
Plugin, daß das mit der Homepage oft automatisch geladene WAV-File
abgespielt wird, und man so z. B. auf einer Seite über Mozart auch
wirklich im Hintergrund Teile der Zauberflöte oder der kleinen Nachtmusik
gespielt werden.
Einige der am meisten vorkommenden Multimedia-Komponenten habe ich
im Anschluß etwas genauer vorgestellt.
2.2.1. Hintergrundgrafiken und Bilder
Die meisten Internetseiten nutzen Hintergrundbilder, um sich etwas abwechslungsreicher
zu zeigen. Oft werden z.B. bei Firmen hierfür das Logo als eine Art
Wasserzeichen im Hintergrund abgebildet. Problem bei Hintergrundbildern
ist nur, daß durch zu aufwendige und vor allem zu bunte und kräftige
Hintergründe die Informationen, also der Text im Vordergrund nur noch
schwer lesbar ist und so wenig sinnvoll ist. Aus eben diesem Grund habe
ich in diesem Dokument außer bei der Gliederung auf Hintergrundbilder
verzichtet.
Als Hintergrundbilder eignen sich die gleichen Grafikformate wie bei
jedem anderen Bild, daß auf einer Webseite dargestellt werden soll,
nämlich die Formate GIF, JPEG. GIF (Graphics Interchange
Format) wurde im Jahre 1987 von dem Online-Dienst CompuServe eingeführt
und verfügt mit seinen nur 256 Farben und der geringeren Kompressionsrate
nicht über die Möglichkeiten der JPEG-Bilder. Dieses Format der
Joint Photographic Expert Group wurde schon
1986 als Kompressionsverfahren für Graustufen- und Echtfarbbilder
entwickelt. Allerdings dachte damals noch niemand an eine "Online-Nutzung".
Diese zwei sind die am meisten im Netz verbreiteten Grafikformate, es gibt
auch noch ein paar weitere, dies sich jedoch nicht als Hintergrundgrafiken
nutzen lasse, wie das PNG (Portable Network Grafics)
-Format.
Grafiken dienen im Internet nicht nur als Hintergründe. Vor allem
verwenden viele Grafiken zur Visualisierung von Webseiten. So werden Menüpunkte
mit Hilfe von Grafiken zu richtigen Schaltern oder Druckknöpfen, Pfeile
deuten eine folgende oder vorhergehende Seite an, und natürlich werden
auch Grafiken zur Information genutzt.
Das bereits erwähnte JPEG-Format erlaubt es Grafiken in Photo-Qualität
darzustellen, die dann der Surfer auch herunterladen und zu eigenen Zwecken
weiterverarbeiten kann. Hier kann es allerdings zu Copyright-Problemen
kommen.
Im Grunde kann so ziemlich jedes Grafikformat im Internet genutzt
und zum Download bereitgestellt werden, aber die oben erwähnten sind
es, die auf Grund ihrer weiten Verbreitung und ihrer guten Kompression
und den dadurch geringeren Ladezeiten, die eine Vormachtstellung einnehmen.
2.2.2. Animated Gifs
Dies ist eine Besonderheit der oben bereits vorgestellten Gif-Bilder.
Und zwar lassen sich mehrere Bilder in einem Gif-Bild zusammenfassen.
die 1989 veröffentlichte Spezifikation des Gif-Formats sah bereits
Platz für mehr als ein Bild vor und bot auch schon Raum für
so wichtige Informationen, wie Ablauf-Timing und Transparenz-Effekte.
Das Prinzip der Animated Gifs beruht auf der Speicherung der einzelnen
Animationsbilder hintereinander, wobei der einleitende Rahmen Informationen
enthält, mit welcher Geschwindigkeit die Animation abläuft, ob
der Hintergrund, bzw. eine gewisse, frei definierbare Farbe, transparent
sein soll und ob das vorhergehende Bild gelöscht werden soll oder
nicht.
Letzteres ist erst seit der Einführung eines neuen Verfahrens
zur Gif-Animation wichtig. Diese neue Methode speichert nämlich nur
noch die Änderungen von Bild zu Bild, was Speicherplatz spart.
Trotz alle dem eignen sich Animated Gifs nicht um längere Trickfilme
oder sogar Videoclips umzusetzen. Dazu ist die Dateikompression einfach
zu gering. Allerdings eignen sich Animated Gifs sehr gut, um etwas Leben
in Homepages zu bringen und dienen auch oft als Anziehungspunkt. Diese
Augenfälligkeit macht sie natürlich zu einem beliebten Objekt
für Werbung aller Art. Ob diese Werbung nun auf die gleiche oder auf
andere Seiten hinweist, oder ob ein animiertes Firmenlogo einfach nur auf
Browserhersteller wie Netscape oder Microsoft verweist, ist völlig
gleichgültig. Animated Gifs fallen einfach auf.
2.2.3. Video im Internet
Oft lassen sich auch Videos aus dem Internet downloaden oder sogar live
ansehen. Zum Download stehen zum Beispiel bei vielen Seiten über Kinofilme
die Trailer als Kostprobe bereit, oder auf Pornoseiten können sich
Leute, die es brauchen sogar Liveszenen anschauen oder herunterladen, gegen
viel Geld natürlich.
Als Formate stehen auch hier im Grund die gleichen zur Verfügung,
die auch offline auf dem Computer genutzt werden. Man will sich ja die
Filme auch später nochmal ansehen können.
Zum einen ist da das von Microsoft genutzte AVI (Audio Video
Interleave)- Format, das zwar keine besonders gute Komprimierung
vorweisen kann, dafür aber von guter Bildqualität ist.
Als zweites ist das von Apple entwickelte QuickTime-Movie-Format (MOV)
zu nennen. Es beherrscht eine etwas geringere Bildqualität als AVI,
komprimiert dagegen besser, und auch die Prozessorauslastung beim Abspielen
ist deutlich geringer. Ausserdem gibt es den QuickTime-Movie-Player als
PlugIn für die verschiedenen Browser, sodaß online Video gesehen
werden kann, und nicht erst der ganze Film auf Festplatte geladen werden
muß. Auch hat Apple den QuickTime-Player für beinahe jedes Betriebssystem
bereitgestellt, sodaß das Format absolut plattformunabhängig
ist.
Das dritte wichtige Video-Format ist Mpeg (Moving Pictures
Expert Group). Dieses Format, daß inzwischen in 3 Versionen
vorliegt, Layer 1 und 2 sind für Video, Layer 3 ist für Audio
(s. u), bietet die beste Bildqualität bei bester Komprimierung. Auch
Mpeg-Filme lassen sich über ein Plugin online ansehen, besser aber
geht es auch hier offline. Das einzige Problem bei Mpeg liegt im Encoding,
d. h. im umsetzen eines Videos in das Mpeg-Format. hierzu wird ein sehr
leistungsstarker Rechner benötigt, da die Algorithmen dazu sehr kompliziert
sind. Zum Abspielen gibt es Hardwarebeschleuniger, die die Mpeg-Decodierung
unterstützen und so den Rechner deutlich entlasten. So sind z. B.
Spielfilme auf CD-ROM erhältlich, die im Mpeg-Format abgelegt sind,
und auf dem Computer angesehen werden können. Wenn man diese Filme
dann im Vollbild betrachten will, geht ohne Hardwarebeschleunigung selbst
ein Pentium 200 in die Knie.
Es gibt im Internet noch eine ganze Reihe von Live-Video-Formaten,
die aber nur über spezielle, natürlich gegen Bezahlung zu beziehende,
PlugIns abgespielt werden können.
2.2.4. Sound im Internet
Auch Musik und Geräusche finden immer mehr den Weg ins Internet.
Nicht nur, daß immer mehr Homepages mit Hintergrundmusik ablaufen,
auch Online-Radio und Musikversand über das Internet sind auf dem
Vormarsch.
Die dafür zur Verfügung stehenden Format sind genauso unüberschaubar
wie das Internet selbst. Die wichtigsten vier sind dabei das WAV-Format
von Microsoft, das RealAudio-Format zum on-the-fly Hören, das oben
bereits erwähnte Mpeg Audio Layer 3-Format, kurz MP3 und zu guter
letzt noch das MIDI (Musical Instrument Digital Interface)
-Format.
Das Wav-Format zeichnet sich durch seine weite Verbreitung aus, da
jedes Microsoft-Betriebssystem ein zum Abspielen und zum Aufnehmen geeignetes
Tool besitzt. Ausserdem erreicht die Qualität der Wav-Dateien bis
zu CD-Qualität. Allerdings ist der Platzaufwand dann immens. Eine
Minute Musik in CD-Qualität entsprechen in etwa 10 MByte auf der Festplatte.
Für kurze Jingles auf Homepages ist es trotzdem sehr beliebt, da das
Abspielen weder ein spezielles PlugIn, noch ein etwa ein extra Programm
benötigt. Das Betriebssystem sorgt hier für den korrekten Ablauf.
Ähnlich ist das bei MIDI-Files, die auch schon im Betriebssystem
vorgesehen sind. Allerdings ist die Stärke von MIDI ganz sicher nicht
die Qualität, vielmehr die Kompaktheit der Files. MIDI-Files sind
meistens gesampelte Musikstücke, d. h. Gesang und Stimmen kommen nicht
vor. Die Musikstücke wirken wie mit dem Synthesizer eingespielt, da
es über eine geringe Samplingrate und übe wenige Kanäle
verfügt. So kommt es auch, daß die Files so klein sind. Doch
für Hintergrundmusik wird es oft verwendet.
Das RealAudio-Format zeichnet sich im Netz für seine Möglichkeit
aus, in Echtzeit Musikstücke abzuspielen. Das 1994 von Progressive
Networks entwickelte System reduziert die Klanginformationen so stark,
daß prinzipiell ein kontinuierlicher Datentransfer via Internet möglich
ist, zumindest außerhalb der Stoßzeiten. Beim Anwender sorgt
ein PlugIn dafür, daß der Webbrowser den Sound auch abspielen
kann. Die Qualität von RealAudio läßt sich is nahezu CD-Qualität
heraufschrauben, allgemein üblich ist aber in etwa UKW-Qualität,
da sonst der Datentransfer zu sehr beeinflußt wird.
Ein weiteres Feature von RealAudio ist die Möglichkeit, das digitale
Aufzeichnen des Sounds zu verhindern. Dies wird in dem File festgelegt,
sodaß es dem Surfer nicht mehr möglich ist, sich seine Lieblingssongs
herunterzuladen und so die Urheberrechte zu verletzen.
Mpeg 3 verbindet hervorragende Qualität mit ansonsten unerreichter
Kompression. MP3 schafft es, Musikstücke auf bis zu ein Zwölftel
zu komprimieren und dabei nur das herauszufiltern, was das menschliche
Ohr sowieso nicht hört. Bei beinahe CD-Qualität, also bei 96
kBits/s und einer Bandbreite von ca 15 kHz, beträgt die Kompressionsrate
sogar 16:1.
Einziges Manko von MP3 ist jedoch, daß die Datei erst komplet
auf der Festplatte sein muß bevor sie abgespielt werden kann. Und
bei Musikstücken, die in der Regel etwa 2 bis 3 MByte groß sind,
dauert der Download schon seine Zeit. MP3-Player gibt es im Netz teilweise
kostenlos, wie z. B. WinAmp. Allerdings sind die meisten Songs, die man
im MP3-Format im Netz findet Raubkopien und diese illegalen Sites sind
meist nur ein paar Tage am gleichen Platz zu finden, aber da die Fan-Gemeinde
wächst und die Archive dieser Musikpiraten immer vollständiger
werden ist mit einem Ende dieser Branche nicht so bald zu rechnen. Außerdem
ist MP3 auch das Format der Wahl für die meisten kommerziellen Music-on-Demand-Anbieter,
wo man natürlich wieder gegen gutes Geld über Kreditkarten-Nummer
sich seine Lieblingssongs herunterladen kann. Wer einen CD-Brenner sein
eigen nennt, kann so seinen eigenen Sampler zusammenstellen, da sich MP3-Dateien
leicht wieder in Wav-Dateien umwandeln lassen, die dann von der CD-Brenner-Software
wieder in CD-DA-Tracks (CD-Digital-Audio) umgewandelt
werden.
2.2.5. Java, Java-Script und CGI
Als letzte Multimedia-Komponente möchte ich die im Internet üblichen
Programmiersprachen grob ansprechen.
Zu aller erst ist hier die für das Internet von SUN neu entwickelte
Programmiersprache Java erwähnen. Um im Internet genutzt werden zu
können, muß eine Programmiersprache plattformunabhängig
und sehr sicher sein. Java erfüllt als Interpretersprache diese erste
Voraussetzung fast vollständig, da so auf dem Endanwender-PC nur ein
Java-Interpreter installiert sein muß, und dieser ist mit dem Browser
in einem gewissen Rahmen gegeben, auch wenn SUN den beiden größten
Browserherstellern Microsoft und Netscape die Berechtigung, das Java-Kompatibilitäts-Logo
zu tragen entzogen hat. Allerdings ist dies nur wegen geringfügiger
Abweichungen vom von SUN gesetzten Standard JDK 1.1 geschehen.
Sinn dieser Sprache im Internet ist es, kleine Programme, so genannte
Applets, zu schreiben, die dann beim Endanwender in einem eigenen Fenster
ablaufen. Der Inhalt dieser Programme kann im Prinzip alles sein, nur darf
es nicht direkt auf die Hardware des Rechners zugreifen. Schreiben auf
Festplatte, oder gar noch andere Operationen auf dieser, sowie Ausgaben
auf irgendwelche Geräte oder auch das Versenden von Daten zurück
ins Internet sind strengstens verboten, da diese Operationen die Sicherheit
des Surfers gefährden. Java ist eine objektorientierte Programmiersprache
und ähnelt sehr C++. Allerdings ist der Funktionsumfang etwas eingeschränkt,
da ja z. B. keine direkten Ausgaben gemacht werden dürfen. Trotzdem
ist auch das Programmieren komplexester Anwendungen durchaus möglich.
Eine abgespeckte Version von Java ist Java-Script. Java-Script wird
direkt in den HMTL-Code eingebaut und der Funktionsumfang ist gegenüber
Java nochmals eingeschränkt.
Auch CGI-Scripte verhalten sich ähnlich.
Im allgemeinen werden Programme, bzw. Skripte dieser Art für so
harmlose Zwecke wie Web-Counter (Zähler, die die Anzahl der Aufrufe
einer Homepage registrieren) oder Gästebücher genutzt, und lassen
sich, wenn es einem lieber ist im jeweiligen Browser deaktivieren.