8. Paradigma: Versklavungsprinzip


Dies ist das wahrscheinlich wichtigste Paradigma, da es die Chaostheorie erst interessant zur Modellierung von Systemen macht. Das Versklavungsprinzip prognostiziert, daß sich auch ein chaotisches System durch weniger Parameter, als den real vorhandenen, realitätsnah und brauchbar modellieren läßt. [3, S. 350], [1, Kap. 3]

Beim Doppelpendel wurde anfangs betont, daß sich die Bewegung näherungsweise durch ein Gleichungssystem mit vier Freiheitsgraden beschreiben läßt. Unberücksichtigt bleiben Temperatur, Reibungsschwankungen, Luftbewegung im Raum u.ä. . Die Systemcharakteristika werden augenscheinlich nicht wesentlich durch diese Parameter bestimmt. Die systembestimmenden Parameter sind im wesentlichen auf Ort und Impuls der beiden Pendelarme beschränkbar.

Wichtigstes Anwendungsbeispiel ist hier die Wetterprognose. Es werden hierzu nur die wichtigsten Parameter wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Druck in einem relativ weitmaschigem Netz aus Beobachtungsstationen erfaßt. Parameter wie Anzahl der gestarteten Flugzeuge, fliegenden Schmetterlingen oder hustenden Fliegen bleiben unberücksichtigt. Auch relativ einflußreiche Parameter wie die Beschaffenheit der Erdoberfläche gehen nur grob gemittelt in die Kalkulation ein. Trotzdem gelingt es dem Wetterdienst zumindest für die folgenden Stunden und Tage eine brauchbare Prognose zu liefern.