4. "Hacker Pages"

Das Internet bietet mit seinem „World Wide Web“ eine enorme Anzahl an sogenannten „Home Pages“. Der Inhalt dieser „Home Pages“ wird nur sehr selten von den Administratoren der Server, auf denen sie liegen, kontrolliert. Meistens haben die sogenannten „Hacker“ aber auch eigene „Web-Server“, welche in Ländern liegen, in denen der staatlichen Obrigkeit, der Inhalt ihrer Seiten egal ist. Auf den „Hacker Pages“ kann man eine Vielzahl von „Crack-Software“ finden, mit deren Hilfe es möglich ist, die Schutzcodes von kommerzieller Software zu knacken. Weiterhin lassen sich auch riesige Listen mit Serialnummern finden, um Software freizuschalten. Wenn man zum Beispiel eine Anleitung zum Bau eines Kreditkarten-Lesegerätes und die Software zum Knacken des „Pin-Codes“ benötigt, wird man hier sehr schnell fündig. Anleitungen zum Bau von Viren und Hilfestellungen für terroristische Anschläge sind dort auch ein sehr großes Thema. Besonders gefragt, bei Studenten und Schülern, sind die „Crack- Programme“ für die verschiedenen Software-Releases, der CAD-Software „AutoCAD“ von Autodesk. Dieses Programm wird durch einen sogenannten „Dongle“ geschützt. Durch diesen Schutz versucht der Hersteller seine Software lizenzrechtlich vor unbefugten Gebrauch zu sichern. Ein Programm zu kopieren und beim Besitzer nach der Serialnummer zu Fragen, ist leicht und wird meistens als ein Kavaliersdelikt verstanden. Das Cracken eines „Dongles“ erfordert aber schon etwas mehr Anstrengung. Beim „Dongle“ handelt es sich um eine kleine Platine, auf der eine elektonische Schaltung mit einem „EPROM-Chip“ integriert ist. Dieser Chip enthält die nötigen Informationen, um das Programm freizuschalten. Der „Dongle“ wird dann an der „LPT-Schnittstelle“ des Rechners aufgesteckt. Ein Crack-Program, welches dazu dient, auf den Dongle-Einsatz zu verzichten, ist also sehr hilfreich. Ich möchte an Hand eines Beispiels erläutern, wie leicht es ist, ein Programm freizuschalten. Das Beispiel ist aber auch auf eine Vielzahl von anderen Software-Produkten übertragbar. Für Windows NT Benutzer stellt sich oft die Frage nach der geeigneten „Backup-Software“. Die Auswahl von geeigneten Produkten ist sehr gering und leider auch sehr teuer. Das derzeit am Markt befindliche Produkt von der Firma Seagate, „Backup Exec“, kostet ca. 1600,-DM. Die Firma Seagate benützt aber auch die Werbestrategie des kostenlosen Vertriebes von „Trial-Versions“. Diese „Editions“ sind vollständige Produkte, die meistens eine Laufzeit von 60 Tagen haben. Nach Ablauf dieser Frist ist das Programm auf dem Rechner nicht mehr lauffähig. Es würden sich nun zwei Möglichkeiten anbieten. Entweder man verändert die Einstellung des Datums im System-Bios des Rechners, oder man installiert das Programm neu. Diese beiden Möglichkeiten sind aber sehr umständlich und führen nicht bei allen Produkten zum Erfolg. Eine bessere Möglichkeit bietet das Internet, falls man niemanden kennt der bereit ist seine Serialnummer preiszugeben. Man verwendet einen der gebräuchlichen Suchserver, zum Beispiel „Lycos“. Der Such-Index lautet zum Beispiel „crack serial“. „Lycos“ bietet nun eine Fülle von „links“ zu sogenannten „Hacker Pages“. Wenn man sich nun einige der „links“ näher betrachtet, wir man bald sehr schnell fündig. Einige der „Hacker“ haben sich die Mühe gemacht, bei mehreren tausend Programmen die Serialnummern bei lizensierten „Usern“ zu sammeln, oder die Programme zu knacken. Als ich zum erstenmal auf eine derartige WWW-Seite gestoßen bin, war ich überrascht, mit welcher Professionalität die Leute arbeiten. Man findet ordentlich nach Alphabet geordnete Programme, aufgereiht nach Versionsnummern. Man darf bei diesen Aktionen aber nie vergessen, daß man sich strafbar macht. Dies sind eindeutige Lizensverstöße, welche nicht im Interesse der Software-Hersteller liegen. Die Ahndung solcher kriminellen Taten liegen oft bei sehr hohen Geldstrafen, bis hin zu Gefängnisstrafen. Aber all dies wirft die Frage auf, ob wir es uns nicht zu einfach machen, wenn wir das Internet in seiner bisherigen anarchischen Form beibehalten. Wir sollten auch bedenken, daß die Entwicklung von guter und leistungsfähiger Software viel Geld kostet. Wenn das System in seiner jetzigen Form beibehalten wird und jeder sich aus dem Internet so bedient, wie er es für richtig hält, dann wird die Software-Piraterie bald zu einer ernsten Wirtschaftskrise für einige der kleineren Firmen führen. Der Ball kann also nur an die „Internet-Provider“ weitergegeben werden. Sie müssen sich überlegen, wie sie ihre „User“ vor solchen Taten schützen. Ich denke, daß Probleme wie diese gelöst werden können, zumindestens im Ansatz. Vielleicht entsteht dadurch ein ganz neues Jobprofil, der Internet-Sheriff.