Seminararbeit zu "Krisen in Computernetzen" - Dozent: Dr.Werner Eberl - FHM - Januar 1998
Internet Relay Chat

IRC

Seminararbeit

Verfasser: Hilmar Ralf Herbel

Inhalt:

  1. Was ist IRC?
  2. Zur Geschichte des IRC
  3. Wie funktioniert IRC?
  4. Wie komme ich auf den IRC?
  5. Wie geht es nun weiter?
  6. Einige Befehle, die das (IRC-)Leben etwas leichter machen
  7. Wie bringe ich den Bildschirm zum Lächeln oder Schmollen?
  8. Nettiquette - Was ist das?
  9. @, kick und ban - Machtinstrumente oder unsinnige Befehle?
  10. Was sind Scripts und Bots?
  11. Welche Möglichkeiten bietet der IRC?
  12. Literaturverzeichnis

  1. Was ist IRC?
  2. Die Abkürzung "IRC" steht für "Internet Relay Chat". Es ist ein Kommunikationssystem, in dem sich beliebig viele Personen miteinander unterhalten können. Damit jedoch nicht alle durcheinander reden müssen, ist der IRC in Kanäle (sogenannte "Channels") aufgeteilt. Diese Channels kann man mit einem Raum vergleichen, in dem sich Menschen mit den gleichen Interessen oder der gleichen Herkunft treffen, um ihre Meinungen auszutauschen.


  3. Zur Geschichte des IRC
  4. 1988 hat ein finnischer Student namens Jarkko Oikarinen den IRC entwickelt. Was ursprünglich nur für seine Computer-Mailbox "OuluBox" gedacht war, hat sich dann weltweit über Finnland und die USA verbreitet und gehört heute wohl zu den meist genutzten Chatprogrammen im Internet.


  5. Wie funktioniert IRC?
  6. Um am IRC teilnehmen zu können, benötigt man als erstes einen Client und einen Server. Man kann sich das Ganze recht einfach vorstellen, indem man sich auf der einen Seite den Server denkt, der den Dienst "IRC" anbietet. Auf der anderen Seite ist der Benutzer, der, um den angebotenen Dienst in Anspruch nehmen zu können, einen Client (z.B. mIRC) benötigt, der zwischen dem User und dem Server vermittelt. Der IRC besteht aber nicht nur aus einem einzigen Server, sondern aus einem Netzwerk, das die ganze Welt umspannt. Die folgende Grafik soll dies nochmal veranschaulichen:

    IRC-Server&Client
  7. Wie komme ich auf den IRC?
  8. Wie bereits oben erwähnt, benötigt man als erstes einen Client. Den wohl bekanntesten, mIRC für MS Windows und MS Windows95 kann man sich aus dem WWW unter http://www.mirc.co.uk downloaden. Spätestens beim Aufrufen der Software wird der User nach dem IRC-Server gefragt. Es ist zweckmäßig, sich einen Server möglichst in der Nähe auszusuchen. Hier ist eine (nicht vollständige) Liste der IRC-Server im deutschsprachigen Raum:

    * irc.gmd.de (in Bonn)
    * irc.netsurf.de (in Hamburg)
    * irc.fu-berlin.de (Ports 6665 - 6669)
    * irc.tu-ilmenau.de
    * irc.wu-wien.ac.at
    * irc.uni-erlangen.de
    * irc.uni-paderborn.de
    * irc.uni-stuttgart.de (Ports 6665 - 6669)
    * irc.rz.uni-karlsruhe.de
    * irc.informatik.tu-muenchen.de
    * irc.leo.org (in München)
    * irc.informatik.rwth-aachen.de
    * irc.informatik.uni-rostock.de
    * irc.uni-koeln.de
    * sokrates.informatik.uni-kl.de

    Die Server sind, soweit oben nicht anders angegeben, unter dem Standard-Port 6667 zu erreichen.

    über die oben genannten Server gelangt man in das sogenannte EFnet; es gibt aber auch noch andere IRC-Netze, z.B. DALnet (Server: irc.dal.net; Port 7000) oder das Undernet (Server: eu.undernet.org; Port 6667).

    Als nächstes benötigt der Chatter einen Nickname. Dieser sollte möglichst originell sein, denn jeder Nick darf im IRC nur einmal verwendet werden, und er darf nicht länger als 9 Zeichen sein. Um einer Nick-Collision zu entgehen, muß bei der Anmeldung in mIRC deshalb auch gleich noch ein Alternativ-Nick angegeben werden. Beim Einloggen meldet der IRC-Server sofort, wenn der gewünschte Nick bereits vergeben ist und der Alternativ-Nick wird gewählt. Tja... und dann kann es eigentlich schon losgehen. Aber Vorsicht! Chatten macht süchtig (die meisten jedenfalls)...


  9. Wie geht es nun weiter?
  10. Damit man sich ein Bild von der Vielzahl der Channels machen kann, sollte man den Versuch wagen und "/list" eintippen. Durch diesen Befehl werden alle derzeit existierenden Channels mit der Anzahl der sich darauf befindlichen User und dem Topic (Thema) aufgelistet. Da diese Liste endlos lange ist und man häufig vom Server disconnected wird (in Folge von Überlastung des Servers), ist es ratsam, sich nur diejenigen Channels anzeigen zu lassen, auf denen sich z.B. mindestens 3 User befinden. Dies erreicht man durch den Befehl "/list -min3".Nachdem man sich dann für einen Channel entschieden hat (z.B. #muenchen), kann man im list-Fenster entweder auf den entsprechenden Channel doppelklicken oder man tippt "/join #muenchen" ein (das Zeichen "#" muß unbedingt vor den Channelnamen gesetzt werden, sonst kann der Server nicht zwischen einem Channelnamen und einem Nickname unterscheiden). Es öffnet sich ein neues Fenster auf dem Monitor und man ist mitten drin im Geschehen. Alles, was ab sofort ohne den Backslash getippt wird, ist für alle User auf dem Channel zu lesen.

    Als erstes wird man wohl mal alle mit einem freundlichen "hi" begrüßen. Will man alle User auf dem Channel ansprechen, so kann man entweder "all:" und einen Kommentar tippen oder man schreibt einfach drauf los; es werden sich dann bestimmt alle angesprochen fühlen. Ist eine Äußerung nur für eine Person gedacht (z.B. für den Nick "Frosch"), sollte man "Frosch:" und dann erst den Text schreiben.

    Wie gesagt... bis jetzt ist alles, was geschrieben wird, für jeden auf dem Channel lesbar. Aber was muß man tun, um sich ganz privat mit jemandem unterhalten zu können? Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste (und etwas Umständlichere) ist, daß man "/msg <nick> <kommentar>" schreibt. Dann erscheint der Kommentar beim Angesprochenen zwar im normalen Channel-Fenster, aber er hebt sich (normalerweise durch eine andere Farbe) vom übrigen Text ab.

    Die komfortablere Lösung ist die, daß man "/query <nick>" eingibt. Durch diesen Befehl öffnet sich automatisch ein neues (Query-)Fenster, in dem sich dann die ganze Unterhaltung zwischen den beiden Chattern abspielt.

    Aber egal für welche Möglichkeit man sich entscheidet... die Unterhaltung findet nur zwischen diesen beiden Usern statt und ist für die anderen nicht lesbar.

    Es gibt auch noch eine dritte Variante, auf die man hauptsächlich dann zurückgreifen wird, wenn man sich in einem Lag befindet. Unter Lag versteht man, wenn sich die Antwortzeit des Chat-Partners durch Server-Überlastung so sehr verzögert, daß er dem Gespräch quasi hinterherhinkt. In diesem Fall sollte man zum DCC-Chat (direct client to client-chat) greifen; das bedeutet, daß kein IRC-Server mehr zwischengeschaltet ist, sondern daß die Clients direkt miteinander kommunizieren. Um jedoch eine solche DCC-Verbindung herstellen zu können, ist der Server notwendig.

    Für einen DCC-Chat wird man sich auch immer dann entscheiden, wenn man vermeiden möchte, daß die Gespräche eventuell am Server mitgelogt werden. Dies sollte zwar nicht der Fall sein, aber es wäre machbar.

    Die DCC-Verbindung hat weiterhin den Vorteil, daß sie auch im Falle eines Netsplits bestehen bleibt. Unter Netsplit versteht man das Auseinanderdriften der Server, so daß das Netz förmlich auseinandergerissen wird. Chatter, die sich über verschiedene Server eingewählt haben, können sich nur noch mit Usern unterhalten, die den gleichen Server gewählt haben. Die anderen Chatter scheinen aus dem Netz "verschwunden" zu sein; zumindest so lange, bis es zum Netjoin kommt, also dazu, daß die Server wieder zusammenfinden.

    über DCC besteht auch die Möglichkeit, Files an andere User zu versenden. Man muß also unterscheiden zwischen DCC-Chat (hier wird nur gechattet) und DCC-Send (es können nur Files verschickt werden). Das Prinzip ist aber bei beiden das gleiche: Man tippt "/dcc chat <nick>" bzw. "/dcc send <nick> <file>" ein und das Gegenüber nimmt an mit "/dcc chat <nick>" bzw. "/dcc send <nick>".


  11. Einige Befehle, die das (IRC-)Leben etwas leichter machen
  12. Jetzt sind wir so weit, daß wir uns mit jedem beliebigen Partner im IRC unterhalten können; nun folgen noch ein paar Tips in Form von Befehlen, die das Chatten noch etwas komfortabler gestalten können.

    Und dann gibt es noch die sogenannten Modes, die über bestimmte Befehle geändert werden können. Hierbei muß man zwischen den Modes unterscheiden, die jeder User selber ändern kann und denen, die nur die Channel-Operators ändern können. Grundsätzlich kann sich z.B. jeder User "unsichtbar" (invisible) machen ("/mode <nick> +i"). Somit ist er nur noch für alle User auf dem Channel sichtbar, auf dem er sich gerade befindet. Gibt ein Außenstehender dann den Befehl "/names #<channel>", so werden ihm im Status-Fenster nur alle User angezeigt, die –i, also sichtbar sind.

    Eine üble Sache ist es, wenn man von einem Server +r (restricted) gesetzt wird. Das geschieht automatisch beim Login und kann eventuell nur durch einen Serverwechsel (meistens ins Ausland) wieder geändert werden. Der Grund für diese Restriktion liegt aber nicht beim User, sondern bei seinem Provider, der vermutlich die IP's nicht in DNS-Adressen umwandelt. Und das mögen die deutschen Server nun mal nicht. Zur "Strafe" wird der User restricted, d.h., er kann keine Operator-Rechte wahrnehmen, also keine anderen User auf dem Channel zu Operators machen, sie deoppen, kicken, bannen usw. (s. unter "9. @, kick und ban - Machtinstrumente oder unsinnige Befehle").

    Hier noch ein paar einführende Worte zu den Operators. Sie sind zu erkennen an dem @ vor ihrem Nick und man kann nicht bestreiten, daß sie eine gewisse Macht ausüben können. So sind sie z.B. in der Lage (oder sollten es zumindest sein, wenn sie die entsprechenden Befehle kennen, was leider nicht immer der Fall ist), andere User des Channels zu Operators zu machen bzw. ihnen die Operator-Rechte zu entziehen, wenn sie sich schlecht benehmen. Außerdem können sie jeden User vom Channel rauswerfen (kicken) oder ihn bannen, also dafür sorgen, daß er den Channel nicht wieder betreten kann. Trotzdem sollte man die Operators nicht als Götter ansehen. Aber dazu später noch mehr.

    Es gibt diverse Channel-Modes, die die Operators ändern können. Dazu zählt z.B., daß der Channel auf +t gesetzt wird ("/mode #<channel> +t"). Das bedeutet, daß nur noch die Operators das Channeltopic ändern können. Oder sie geben "/mode #<channel> +s" ein, dann ist der Channel secret und wird beim List-Befehl nicht mehr angezeigt; man kann ihn also nur noch betreten, wenn man den Namen des Channels kennt. Wenn man nur eine bestimmte Anzahl von Usern auf einem Channel zulassen möchte, dann setzt man ihn auf limited ("/mode #<channel> +l <Anzahl>"). Man kann auch nur eingeladene User auf dem Channel zulassen, dann muß man "/mode #<channel> +i" eingeben, damit wird der Status auf invite only geändert. Die "Einladung" erfolgt dann mit "/invite <nick> #<channel>". Nach Eingabe dieses Befehls erhält der eingeladene User eine Message auf dem Monitor und kann den betreffenden Channel ohne Probleme betreten.


  13. Wie bringe ich den Bildschirm zum Lächeln oder Schmollen?
  14. Wir wissen ja nun, wie wir im IRC ganz zwanglos mit anderen Leuten kommunizieren können. Aber wie können wir unsere Gefühle ausdrücken oder dem Rest der IRC-Welt zu erkennen geben, daß eine Äußerung, die wir getippt haben, vielleicht doch nicht ganz so ernst gemeint ist, wie sie sich vielleicht gerade liest? Die Lösung des Problems ist eigentlich ganz einfach: Wir verwenden Smileys, um unsere Emotionen auszudrücken. Um die Bedeutung eines Smiley's richtig zu verstehen, legt man am besten den Kopf auf die linke Seite. Es gibt eine Unmenge von Smileys, deren Bedeutung aber fast niemand kennt; darum beschränke ich mich hier auf die Wichtigsten:

    :-D Der laut lachende Smiley
    :-) Der lachende Smiley
    ;-) Der zwinkernde Smiley
    :-( Der traurige Smiley
    :°( Der weinende Smiley
    :-| Der ärgerliche Smiley
    :-O Der staunende Smiley

    Wer gerne mehr über die Smileys wissen möchte, der kann unter http://www.eff.org/papers/eegtti/eeg_287.html jede Menge darüber nachlesen.

    Ansonsten bedient man sich im IRC natürlich auch jeder Menge Abkürzungen... denn Tippen kostet Zeit und Zeit kostet im Internet bekanntlich Geld. So verabschiedet man sich nicht lange mit einem "Auf Wiedersehen, bis bald", sondern man schreibt lediglich "cu" in Anlehnung an "see you". Oder wenn etwas sehr lustig war, dann kann man das entweder mit dem Smiley ausdrücken oder man verwendet die Abkürzungen "lol" (laughing out loud) oder "rotfl" (rolling on the floor laughing). "2l8" bedeutet "too late", "btw" heißt "by the way", "brb" soll "be right back" und "Gute N8" "Gute Nacht" bedeuten. Dies sind die am meisten verwendeten Akronyme im IRC, aber auch hiervon gibt es noch unendlich mehr. Einige kann man unter http://www.erols.com/amato1/AC/Reg.acr.html finden. Und der Phantasie der einzelnen User ist natürlich keine Grenzen gesetzt; ob dieser Erfindungsreichtum allerdings dem Verständnis einer Unterhaltung besonders förderlich ist, das mag dahingestellt sein.

    Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, seine Emotionen oder Aktionen im IRC darzustellen. Dies geschieht in einer Art Comic-Sprache. Man setzt einfache Worte oder Wortgebilde zwischen zwei *; das sieht dann so aus: *winkewinke* oder *knuddel*.


  15. Nettiquette - Was ist das?
  16. In einfachen Worten erklärt versteht man unter Nettiquette eine Art Verhaltenskodex im Netz. Denn auch im Internet gibt es Verhaltensregeln, die man unbedingt beachten sollte, wenn man sich nicht unbeliebt machen will. Obwohl es im Netz ziemlich anonym zugeht und man sich rein theoretisch fast alles erlauben kann, sollte man es sich zur Grundregel machen, die anderen User so zu behandeln wie man selber auch behandelt werden möchte. Man sollte also keine Rambo-Allüren an den Tag legen, sondern sich einfach wie im richtigen Leben verhalten. Sei höflich und nicht aufdringlich und Du wirst sehen, daß die Netz-Welt eine sehr nette und unterhaltsame Welt sein kann (hier bin ich auch schon bei einer Grundregel des IRC: Es darf geduzt werden; kein User wird einen anderen mit "Sie" ansprechen!).

    Befindet man sich auf einem Channel, ist es gar nicht schwer, die Nettiquette einzuhalten... benimmt man sich nämlich zu sehr daneben, dann fliegt man raus; dafür sorgen schon die Operators (zumindest sollten sie das tun). So sind z.B. aggressive Verhaltensweisen und Beschimpfungen unerwünscht, ebenso wie allzu aufdringliches Verhalten gegenüber den sich (immer noch) in der Minderheit befindlichen weiblichen Usern. Besonderer Unbeliebtheit erfreuen sich auch Scripts (s. auch "10. Was sind Scripts und Bots?"), Farben (die erscheinen nämlich bei allen Usern, die nicht den gleichen Client verwenden als heilloser Buchstabensalat) und @-Bettelei. Und dann gibt es da noch diese Unart, die sich Fake nennt. Man gibt vor, jemand anderer zu sein, indem man einen fremden Nick annimmt. Da es im IRC unmöglich ist, mit hundertprozentiger Sicherheit festzustellen, ob ein User tatsächlich der ist, für den er sich ausgibt, kann sich ein Fake ziemlich auf Kosten anderer daneben benehmen.

    Und hier noch etwas Amüsantes zum Thema Fake... ;-)

    Comic - Fake

    Ansonsten kann man nicht viel falsch machen im IRC... man darf sich ruhig ungeschickt anstellen und sich dadurch als Newbie (Anfänger) "outen"; es gibt viele nette IRCer, die sich in diesem Fall um einen kümmern und weiterhelfen. Nur eines sollte man auf keinen Fall tun: Man darf nie blindlings alles eintippen, was ein angeblich netter Mensch gerade sagt! Auf diese Art haben sich schon manche User die Kontrolle über fremde Rechner verschafft. Wenn einem also jemand einen Befehl zeigt, von dem man keine Ahnung hat, dann sollte man lieber vorsichtshalber den Hilfebefehl ("/help <befehl>") eingeben und nachlesen, was dieser Befehl bewirkt.


  17. @, kick und ban - Machtinstrumente oder unsinnige Befehle?
  18. Auf die Funktion der Channel-Operators wurde bereits kurz eingegangen. Aber wie wird man Operator? Es gibt zwei Möglichkeiten: Erstens, indem man als erster User einen Channel betritt; dann bekommt man automatisch einen @. Das funktioniert allerdings nur dann, wenn die Connection nicht restricted ist (s. auch "6. Einige Befehle, die das (IRC-)Leben etwas leichter machen"). Die zweite Chance besteht darin, daß man von einem anderen Operator den @ erhält, was als gewisser Vertrauensbeweis gewertet werden kann. Aber wozu das Ganze? Warum sind manche Leute geradezu besessen davon, Operator zu werden? Die Lösung ist ganz einfach: Ein Operator besitzt Macht. Er kann Usern zum @-Status verhelfen (das funktioniert übrigens mit "/mode #<channel> <nick> +o"); er kann anderen Operators diesen Status aber genauso gut auch wieder abnehmen ("/mode #<channel> <nick> -o"). Und das kann das Gefährliche an dieser Sache sein. Es gibt nämlich "böse Menschen", die sich z.B. durch Schmeichelei einen @ ergattern, aber kaum daß sie diesen haben, treiben sie nur noch Unfug damit. Sie deoppen alle anderen User des Channels (z.B. durch ein Script (s. auch "10. Was sind Sricpts und Bots?")) und sind somit die alleinigen "Herrscher". Der Overtake des Channels ist perfekt: Die restlichen User dürfen sich nicht mehr rühren und wenn sie es doch tun, dann werden sie gekickt und gebannt (die beiden Befehle werden weiter unten noch genauer beschrieben). Wenn es ganz schlimm kommt, dann sperrt der Operator den Channel noch mit einem Passwort ("/mode <channel> +k <paßwort>"), so daß ihn kein anderer User mehr betreten kann und schon gehört der Channel ihm ganz alleine. Das ist zwar total langweilig (denn wer führt schon gerne Selbstgespräche im IRC?), aber manchen Leuten scheint es dennoch ziemlich viel Spaß zu bereiten, einen Channel zu übernehmen, denn es passiert immer wieder.

    Aber wie kommt es zu solchen Krisensituationen? Ganz einfach, indem der @ wahllos an jeden User vergeben wird, egal, ob man ihn kennt oder nicht (man sollte es nicht glauben, aber es gibt tatsächlich solche Channels, die wahre @-Paradiese sind). Obwohl der @ eine wirklich gute Erfindung ist, wenn er richtig eingesetzt wird, hat er schon zu so mancher Streiterei auf den Channels geführt. Denkt z.B. ein Operator, daß sich ein User schlecht benimmt und kickt ihn, kann es passieren, daß einige andere Operators des Channels nicht der gleichen Meinung sind und dem "Gekickten" @ geben, wenn er den Channel wieder betritt und dann geht eine regelrechte @-Schlacht los. Das ist zwar (Gott sei Dank) nicht immer der Fall, aber es kommt dennoch immer wieder mal vor.

    Wie kann man diesem Übel nun entgegenwirken? Man sollte den @ wirklich nur an User vergeben, die man kennt und denen man vertraut. Bettelt ein Unbekannter allzu aufdringlich um den @, dann ist meistens irgendwas faul. Im Normalfall reicht es aus, wenn sich auf einem Channel zwei Operators befinden; sollte der eine aus irgendeinem Grund disconnected werden, dann kann der zweite immer noch für Recht und Ordnung sorgen.

    Und genau darum geht es doch eigentlich bei der ganzen Sache. Man kann den Operator mit einer Art Polizei vergleichen. Er greift ein, wenn sich jemand daneben benimmt und verwarnt ihn. Hilft das nicht, dann wird der Betreffende mit dem Befehl "/kick <channel> <nick> <kommentar>" aus dem Channel gekickt. Er hat aber immer noch die Möglichkeit, den Channel wieder zu betreten. Sollte er sich weiterhin nicht an die Nettiquette oder an bestimmte Regeln im Channel halten, dann können ihn die Operators bannen; er erhält also Zutrittsverbot für den Channel. Wird er nach dem Ban gekickt, kann er den Channel so lange nicht mehr betreten, bis der Ban (durch einen Operator) wieder aufgehoben wird.

    Der Ban ist einer der schwierigsten Befehle im IRC, denn man kann ihn auf verschiedene Weise benutzen. Richtig angewendet ist er ein sinnvolles Instrument, um die Nettiquette aufrecht zu erhalten; falsch eingesetzt kann er aber wiederum zu Krisensituationen führen. Hierzu muß man wissen, daß IRC-Adressen immer das folgende Format haben: Nick!User@Host.Domain. Es gibt die folgenden Arten, jemanden zu bannen (der Einfachheit halber wird hier auf den eigentlichen Befehl "/mode #<channel> +b" verzichtet):

    * *!user@host.domain

    Es wird ein bestimmter User gebannt

    * *!*user@host.domain

    Dies ist im Prinzip der gleiche Befehl wie oben, jedoch werden auch User, die restricted sind, gebannt (sie haben ein +, - oder ~ vor dem Ident stehen).

    * *!*@host.domain

    Es werden alle User eines Hosts gebannt.

    * *!*user@*.domain

    Es wird der User und sein Host gebannt. Das dürfte die beste Methode sein, denn in diesem Fall kann sich der User nicht über einen anderen Zentralrechner seines Providers einwählen und so den Channel wieder betreten.

    * *!*@.domain

    Die ganze Domain wird gebannt. Dies ist eine ziemlich unsinnige Art des Bans, denn es werden alle User des betroffenen Providers gebannt.

    * nick!user@host.domain

    Es wird nur der Nick gebannt. Das ist auch nicht sehr sinnvoll, denn durch einen Nickchange kann der Ban umgangen werden.

    * nick!*user@host.domain

    Dieser Befehl bannt wiederum nur einen Nick, jedoch auch, wenn sein User restricted ist. Auch hier kann durch einen Nickchange (der allerdings nur offline möglich ist) der Ban vermieden werden.

    * nick!*@host.domain

    Auch hierbei wird nur ein bestimmter Nick gebannt; bei einem Nickchange war also alle Mühe umsonst.

    * nick!*user@*.domain

    Der Host eines bestimmten Nicks wird gebannt; bringt bei einem Nickchange überhaupt nichts.

    * nick!*@*.domain

    Wiederum wird ein Nick gebannt, ohne Rücksicht darauf, welcher User und Host dahinter stehen. Und auch hier wird durch einen Nickchange der Ban hinfällig.

    Wie man sieht, muß man mit dem Bannen sehr vorsichtig sein. Bannt man aus Versehen nämlich die User einer ganzen Domain, obwohl sich nur ein bestimmter User nicht an die Regeln hält, kann das zu schlimmen Streitereien führen. Wer wird schon gerne für die Untaten eines Anderen haftbar gemacht? Auf der anderen Seite kann aber ein unwirksamer Ban (alle Bans, die durch einen Nickchange umgangen werden können) dazu führen, daß ein "Bösewicht" weiterhin sein Unwesen auf dem Channel treiben und dadurch alle anderen User ziemlich nerven kann.


  19. Was sind Scripts und Bots?
  20. Ein Script automatisiert und beschleunigt bestimmte Abläufe. Wenn man normalerweise umständliche Befehle eintippen müßte, um ein Ziel zu erreichen (z.B. einem User @ erteilen), so reicht bei einem Script ein Mausklick aus und der Befehl wird automatisch ausgeführt. Das ist jedoch ein sehr primitives Beispiel für ein Script. Es gibt Programmabläufe, in die unzählige Befehle geschrieben sind und die kinderleicht durch eine Tastenkombination oder einen Mausklick gestartet werden können. Und genau darin liegt der Reiz der Scripts: Auch total unerfahrene und ahnungslose User können sie verwenden. Leider wissen sie aber häufig gar nicht, was sie mit einem Script anrichten. Denn was auf den ersten Mausklick so harmlos aussieht, kann ungeahnte Folgen haben. Zum einen können Scripts Schlupflöcher beinhalten, die es anderen Usern erlauben, die Kontrolle über den Rechner des ausführenden Users zu erlangen. Zum anderen gibt sogenannte War-Scripts, mit denen sich die User im IRC sprichwörtlich die Köpfe einschlagen. Da wird deoppt, gekickt, gebannt und overtaked, daß sich die Balken biegen. Ein weiterer Nachteil, den diese Scripts mit sich bringen, ist die riesige Netzlast, die durch die ungeheuren Datenmengen ausgelöst wird. Denn bei der ganzen Spielerei darf man nicht vergessen, daß sich hinter diesem einzigen Mausklick eine Unzahl von Befehlen verstecken können, die dann auf einmal durch das Netz geschickt werden. Aus diesem Grund sind Scripts eigentlich auch verboten.

    Unter einem Bot versteht man ein Programm, das (durch eine Standleitung oder über einen Uni-Account) immer auf dem Server eingeloggt ist. Es dient vor allem dazu, den Channel offen zu halten, so daß kein Fremder Auto-@ erlangen kann, indem er als Erster den Channel betritt. Auf diese Art können Overtakes mit ziemlicher Sicherheit vermieden werden.

    Ein Bot reagiert aber auch auf externe Befehle der Channel-User. Möchte man z.B. wissen, wann ein bestimmter Nick das letzte Mal auf dem Channel war, dann muß man nur "!seen <nick>" eintippen und der Bot beantwortet die Frage. Er erteilt auch @ an eingetragene User, sobald diese den Channel betreten. Viele Bots verfügen über eine sogenannte "Revenge-Funktion". Das bedeutet, daß der Bot einen User kickt, wenn dieser zuvor einen Operator gekickt hat.

    Die Bots sind also recht brauchbare "Channel-Wächter", aber sie haben auch häufig ihre Unarten. Um die User vor dem Mißbrauch von Scripts und dem häufig daraus resultierenden Flooding (ein User wird vom Server wegen einer zu großen Datenmenge, die für ihn bestimmt ist, disconnected), zu bewahren, sind viele Bots mit einer Flood-Protection ausgestattet. Das bedeutet, daß ein User, der eine recht große Datenmenge auf einmal in den Channel wirft, vom Bot gekickt wird. Wenn der Bot aber falsch programmiert ist, dann kickt er einen User auch schon mal, wenn dieser (ohne böse Absicht) einen längeren Text ohne Unterbrechung schreibt. Das stößt bei den Betroffenen natürlich auf Unverständnis. Aufgrund dieses Fehlers mußte schon so mancher Bot sein Leben im IRC aushauchen, indem er anschließend gekillt wurde.


  21. Welche Möglichkeiten bietet der IRC?
  22. Da der IRC ein (zunächst) vollkommen anonymes Kommunikationssystem ist, fällt es vielen Menschen leicht, sich ungehemmt und frei von allen Vorurteilen mit anderen, völlig unbekannten Mitmenschen zu unterhalten. Richtig angewendet, kann der IRC Tür und Tor zu einer grenzenlosen Freiheit sein. Und das in mehrfacher Hinsicht: Zum einen überschreitet das Netz beinahe alle Ländergrenzen. Man kann sich mit Menschen in der ganzen Welt und in vielen Sprachen unterhalten. Es kann völlig neue Sichtweisen eröffnen, indem man viele Dinge auch aus der Perspektive anderer Nationen betrachten kann.

    Zum anderen hat der IRC auch einen nicht zu vernachlässigenden sozialen Aspekt. Behinderte oder schüchterne Menschen, die sich im realen Leben häufig zurückziehen, können im IRC ihre Komplexe hinter sich lassen und Kontakte knüpfen, die sonst normalerweise wahrscheinlich nicht zustande kämen.

    Auf diversen Channels ist es üblich, mehr oder weniger regelmäßig kleinere (manchmal auch größere) Treffen der User zu veranstalten, die sogenannten Channel-Parties (CP's). Dort können Freundschaften gepflegt und vertieft oder auch neu gegründet werden.

    Und ob man es glaubt oder nicht... auch schon so manche große Liebe fand ihren Ursprung im IRC.

    Hier ist allerdings auch etwas Vorsicht geboten. Erstens wird im IRC geflirtet, was das Zeug hält. Jeder auch nur annähernd weiblich klingende Nick wird geknuddelt und geknutscht; das hat aber noch lange nichts mit Liebe zu tun. Zweitens ist es schon oft passiert, daß sich zwei User im IRC stundenlang unterhalten haben und beim ersten realen Treffen hatten sie sich überhaupt nichts zu sagen (das kommt häufiger vor als man denkt). Allzu oft besteht eine IRC-Freundschaft nur aus einer Fassade, hinter der sich Gleichgültigkeit gegenüber den Mitmenschen im realen Leben versteckt.

    Fazit: Der IRC hat, wie eben alles im Leben, zwei Seiten. Aber wenn man ihn richtig einsetzt und nicht überbewertet, kann er jedem User ein unbeschreibliches Vergnügen bereiten und vielen zurückgezogenen Menschen etwas mehr Selbstbewußtsein schenken, von dem sie in ihrem realen Leben profitieren können.


  23. Literaturverzeichnis
  24. Onlineliteratur:

    * IRC für Einsteiger
    * IRC Kurzanleitung
    * de.comm.chatsystems FAQ

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last updated: 16-01-98